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angelikaklaus92

Die ersten Tage in Fremantle: Kurze Panik, Glücksmomente, Planänderungen und noch mehr Glücksmomente

20. März 2023, Fremantle, WA: Meine ersten Tage in Fremantle verfliegen wie im Flug. Ich mache neue Bekanntschaften, schließe erste Freundschaften, kriege langsam eine Routine in meinen Alltag: ich starte mit einer morgendlichen Yoga Session hinter den Gefängnismauern und lasse den Tag meist beim Sunset am Strand ausklingen. Hier trinke ich meinen ersten argentinischen Mate Tee, philosophiere mit Gleichgesinnten über den Sinn des Lebens und bin einfach dankbar und überglücklich, diesen Schritt in die Freiheit gewagt zu haben.

Ein weiteres Highlight: ich habe mich mit Alka getroffen. Wir haben uns 2016 auf Bali kennengelernt, haben uns dann mit unserer Bali Truppe nochmal 2017 in Prag getroffen und sie lebt mittlerweile in Perth. Da soll nochmal jemand sagen, Freundschaften, die man auf Reisen schließt, halten nicht.


Zwischen all den positiven Eindrücken, schleichen sich jedoch auch langsam erste Zweifel ein. Ich höre von anderen Backpackern wie schwer es ist, Jobs zu finden oder wenn man dann einen Job gefunden hat, gibt es keine Unterkünfte mehr... „Es gibt einfach zu viele Backpacker“. Eine Holländerin klagt mir an meinem zweiten Abend ihr Leid: 5 Monate Jobsuche, nur Enttäuschungen, Hostels mit Wartelisten, überteuerte Campingplätze und die Frage, ob es für sie vorzeitig nach Hause gehen soll. WOW!! Diese Frau hat es geschafft mich innerhalb 1 Stunde komplett zu verunsichern. Den angespannte Wohnungs- bzw. Hostelmarkt habe ich bereits gespürt, aber dass es so schlimm ist, hätte ich nicht gedacht. Wie soll ich denn so einen Job finden? Ist mein ganzer Plan für die Katz? Verunsichert gehe ich ins Bett und liege stundenlang wach. Ich hinterfrage sogar meinen Ausflug nach Rottnest Island, den ich für den nächsten Tag mit einem türkischen Backpacker gebucht habe. Ich war bereits 2017 auf Rottnest island, also warum gebe ich jetzt 100 Dollar aus, um nochmal hinzufahren? Sollte ich das Geld nicht besser sparen, für den Fall, dass es mir so geht, wie der Holländerin?


Am nächsten Morgen sieht die Welt schon anders aus. Wir machen uns auf den Weg und mein türkischer Kumpel versucht mich zu beruhigen. Vielleicht ist die Holländerin auch einfach sehr wählerisch und speziell, was die Jobsuche für sie schwierig gestaltet. Er und sämtliche Menschen, die er kennengelernt haben, haben immer Jobs und Unterkünfte gefunden, vorausgesetzt man bemühe sich…

Auf Rottnest Island angekommen, sind die Sorgen erstmal verflogen. Ich freue mich auf den Tag, die Quokkas und schwelge noch in Erinnerungen meines letzten Rottnest Island Trips mit meiner guten Freundin Sonja. Wir waren 2017 gemeinsam in Westaustralien, als sie in Work & Travel Jahr startete und ich drei Wochen Urlaub hatte. Achtung, Reisetipp: Rottnest Island ist eine kleine Insel vor Perth, die man nur mit dem Fahrrad befahren darf. Absolute Empfehlung!! Die Landschaft ist wunderschön, man kann schnorcheln und trifft die einzigartigen Quokkas.


Sorry, zurück zur Story. Wir wollen gerade unsere Fahrräder startklar machen, als plötzlich mein Handy klingelt. Eine australische Nummer ruft an. Da kaum jemand meine neue Nummer hat, war ich etwas irritiert, wer mich denn da versucht zu erreichen. Voller Spannung hebe ich ab und traue meine Ohren nicht: Das YHA-Hostel in der Nähe von Margaret River, im Südwesten von Australien ruft mich an, um mir einen Platz auf der Warteliste anzubieten. Ja, du liest richtig… Die Hostelsituation ist teilweise so schlimm, dass es Wartelisten gibt und die Hostels gar nicht mehr auf den Buchungsportalen angezeigt werden. Durch Zufall habe ich etwas recherchiert, ein paar Hostels einfach mal angeschrieben und von den Wartelisten erfahren. Und da ich unbedingt im April nach Margaret River wollte, habe ich einen Tag vorher meine Nummer an dieses Hostel geschickt und siehe da, schon rufen sie an, weil jemand abgesprungen ist und bieten mir einen Platz im Hostel an. Und das Beste: ich kann so lange bleiben wie ich will, da das Hostel auf Langzeit-Gäste ausgelegt ist.

Warum ich unbedingt nach Margaret River will? Im April 2023 findet in Margaret River, der Margaret River Pro statt, einem DER Surf Contests der WSL. Dort zu arbeiten, zu surfen und eine Möglichkeit zu haben, bei dem Contest vorbeizuschauen und sämtliche Pro Surfer zu sehen, wäre einfach zu krass.

Zunächst sprachlos und überglücklich, sage ich sofort zu. Was ein Glückstreffer! Mein türkischer Kumpel feiert den ersten Triumph mit mir und erinnert mich nochmal an seine Worte, dass wenn man sich bemüht, man auch einen Job und Unterkunft findet. Damit sind erstmal sämtliche Zweifel vergessen und ich freue mich auf was kommt. Ich sehe mich schon zwischen Gabriel Medina und Kelly Slater am Strand in Margaret River… Nach diesem erfolgreichen Telefonat, kann der Tag doch nur gut werden. Wir machen uns endlich auf den Weg, treffen noch zwei seiner Freunde und schauen uns gemeinsam die Insel an…und besuchen natürlich die Quokkas.



Auch in den nächsten Tagen läuft alles wie am Schnürchen. Der australische Bankaccount ist erstellt und da es mir in den Fingern juckte, bewerbe ich mich auf erste Jobs, obwohl ich noch nicht mal die Steuernummer vorliegen habe. „Kann ja nicht schaden, sich schon mal umzuschauen, dauert ja bestimmt etwas, bis man eine Rückmeldung erhält“, sagt sie an einem Samstag Nachmittag und bekommt am Montag Abend die Zusage für einen Job in Monkey Mia, ca. 9 Autostunden nördlich von Perth. Ich kann mein Glück einfach nicht fassen. Zur Info: Monkey Mia ist ein Resort/Caravan Park in Shark Bay und ist für seine Delfinpopulation bekannt, die weltweit Touristen anlockt. Dort gibt es einen Shop, wo Souvenirs und Lebensmittel verkauft werden und in diesem Shop soll ich ab dem 31. März starten. Und dann geht alles ganz schnell: ein paar Formalitäten geklärt, Vertrag unterschrieben, Hostel umgebucht und meine Route nach Monkey Mia geplant. Und was ist mit Margaret River? Tja, so viel zum Thema, "du brauchst einen Plan". Der hat sich jetzt erledigt. Es tut mir im Herzen weh, nicht zum Surf Contest zu fahren, aber diesen Job, kann ich einfach nicht ablehnen. Gesagt, getan: ich versuche auf dem Weg noch ein paar sehenswerte Orte mitzunehmen, buche diverse Busse, Hostels und auf geht’s. Wie ein Einsiedlerkrebs packe ich mein Hab und Gut und mache mich wenige Tage später auf den Weg.

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